Im Kaffee


Ich sitze im Wintergarten eines Kaffees. Regen prasselt auf das große Glasdach. Eine Regenrinne läuft über. Das Wasser plätschert in dicken Tropfen auf den Kies. Vögel zwitschern in den Bäumen. Bei Rhabarberkuchen und Milchkaffee beschäftigt mich die Frage: könnte ich heute sterben? Man kann jeden Moment sterben, das ist klar, darüber muss man nicht nachdenken. Es geht um die Frage: habe ich so geliebt, dass ich an meinem Todestag möglichst wenig Chaos hinterlasse?


Ich möchte mit den Menschen, die mir am wichtigsten sind, im Reinen sein. Es gibt sogar einige Menschen, die mich als liebenswert in Erinnerung behalten. Schwierige Lebenssituationen habe ich verantwortungsvoll gemeistert. Gerechtigkeit, Friede, Harmonie, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Toleranz, Respekt, Authentizität, Integrität - solche Werte sind mir wichtig. Sie sind schwer zu erreichen und werden zum Teil belächelt, ich habe  unbeirrbar daran festgehalten. Ich bin mit mir im Reinen.


Oberflächlich betrachtet sind die Ampeln ziemlich grün. Ich könnte heute sterben.


Aber es wird nicht geschehen, denn eine Aufgabe ist noch offen. Ich möchte ein Buch schreiben. Das erste Kapitel ist fertig, das zweite braucht nicht mehr viel und für vier weitere habe ich ein fertiges Konzept. Was wohl ChatGPT aus meinem Entwurf machen würde? Das ist mir egal! Das Buch hat einen schönen Titel, es heißt: „So geht Sterben“. Während Reinholds Erkrankung wurde ich mehrfach aufgefordert an dieser Situation zu wachsen und zu lernen. 


Et Voilá!


Mit dem Buch will ich der Welt erzählen was ich alles gelernt habe, während ich beobachten konnte, wie Reinhold stirbt. Freut euch drauf.