15.12.2019 Heidi und die Männer


weil es bestimmt Leser* gibt, die mich nicht persönlich kennen, habe ich mich nun entschieden, dem www einen Blick in meine Vergangenheit zu gestatten. Wobei - das www kennt vermutlich  mehr von mir, als mir lieb ist. Aber wo soll ich anfangen? Was soll ich erzählen? Schließlich soll das hier keine Biografie sein. Außerdem ist mein Leben global und regional gesehen völlig unbedeutend. Nach einigem Hin und Her habe ich beschlossen erst mal nur einen Ausschnitt zu beleuchten: Heidi und die Männer. Warum ausgerechnet diesen? Keine Ahnung - das Bauchgefühl sagt ja.


Der erste Mann im Leben einer Frau ist bekanntlich der Vater. Unser Vater war meines Erachtens kriegstraumatisiert. Wie die meisten Menschen, die den zweiten Weltkrieg bewußt erlebt haben. Vielleicht war er auch ein Borderliner und/oder hatte narzisstische Züge. Keine Ahnung. Er hatte zum Teil militärische Erwartungen an seine Sprösslinge. Ich wusste nie, ob er mich liebt so wie ich bin. Unser Vater war in den 60ern ein erfolgreicher Extrembergsteiger. Er gehört zu den Kletterpionieren in der Bergwelt Korsikas. Später wurde er Alkoholiker. Objektiv betrachtet war meine Kinderstube ein suboptimaler Start. Ich trudelte mit einem schlechten Selbstwertgefühl in die Welt. Nach gründlicher Reflexion möchte ich jedoch sagen: „die eigenen Eltern sind auch nur Menschen. Ich liebe sie.“

Mit 22 Jahren heiratete ich einen Spielkameraden aus Kindertagen. Man sollte meinen wir kannten uns gut. Mit der Geburt unserer Tochter änderte sich jedoch Vieles. Die Beziehung gestaltete sich extrem schwierig. Vielleicht war ich auch nicht in der Lage dem Problem souverän zu Begegnen. Eine Fehlgeburt löste schließlich die Trennung aus.


Ich lernte einen beruflich sehr engagierten Mann kennen. Wir haben einen gemeinsamen Sohn. Sein berufliches Engagement zeigte im verflixten siebten Jahr heikle Folgen. Ganz klassisch verliebte er sich in seine Assistentin. Ungefähr drei Jahre hatten wir anschließend eine mehr oder weniger heimliche Menage a trois. Dann zog ich die Reisleine. Ich bin dafür nicht geschaffen. 


2007 verkuppelte mich Amor mit Reinhold. Es folgten wunderschöne Jahre der Harmonie und Liebe. Das gegenseitige Verständnis und Vertrauen war umfassen. Respekt und Toleranz festigten unser Miteinander. Es verging kein Tag ohne die aufrichtigen Worte: ich liebe dich. Das Leben war schön. Wir genossen es bewußt. Reinhold erkrankte an Krebs und starb im Dezember 2016.


Mit der festen Absicht für immer unbemannt zu bleiben, lernte ich im April 2019 Josef kennen. Behutsam und liebevoll begegnet er seither meinen Unsicherheiten. Häufig beschäftigt mich die Frage: Ist man mit so vielen Beulen, Narben und Amputationen überhaupt beziehungsfähig? Wir werden sehen. 

Das ist freilich eine sehr grobe Skizze meiner prägenden Männergeschichten und es ist keine vollständige Liste. Ihr müsst nicht alles wissen. Auch die emotionalen Highlights dürft ihr nach eigenem Ermessen dazu dichten. Manche Leute meinen, man wächst mit seinen Aufgaben. Bei mir scheint das nicht zu funktionieren. Ich bin 154 cm hoch und daran hat sich seit der Pubertät nichts mehr geändert. 


Ich weiß schon, das ist anders gemeint! Aber ersten wollte ich nie so groß werden und zweitens bin ich jetzt groß genug. Ich kann auf zukünftige Aufgaben locker verzichten. Manche Leute erlangen Erleuchtung durch den Besuch von Gottesdiensten oder Motivationsseminaren. Das freut mich sehr für diese Menschen. Es ist bestimmt weniger schmerzhaft wie meine durch Erfahrung gewonnenen Erkenntnisse